Fast jeder kennt Haruki Murakami als Romanautor und/oder hat z. B. "Naokos Lächeln" im Kino gesehen. Und wer noch nicht "Hard-Boiled Wonderland und das Ende der Welt" gelesen hat, dem sei es hiermit an den Lesesessel gelehnt. Und Murakami läuft auch und das mit aller Leidenschaft, die man dazu braucht, wenn man sich mit einem Marathon nicht zufrieden gibt, schließlich nicht das, sondern den "Ultra", also Langläufe teils deutlich über die Marathon-Distanz hinaus gehend sucht.
Zwei Leidenschaften bestimmen Haruki Murakamis Leben: Nämlich Schreiben und Laufen. Er selbst sagt: "Das Thema Laufen an sich ist etwas schwammig, und es fiel mir schwer zu bestimmen, worüber ich eigentlich genau schreiben wollte." Und "Ehrlich über das Laufen, und ehrlich über mich selbst zu schreiben, ist fast das Gleiche".
Und so ist es auch ein sehr persönliches, autobiografisches Buch geworden, in dem Murakami schildert, wie er zum Laufen gekommen ist, warum er läuft, warum er das so genau wiederum auch gar nicht weiß und lässt den Leser an seinen Blick aufs Laufen teilhaben, der wenig mit Livestyle, stets guter Lauflaune oder der Notwendigkeit der Selbstoptimierung zu tun hat, wenngleich er keine Sekunde und keine Zeile daran zweifeln lässt, dass das Laufen für ihn Lebensinhalt - oder besser noch, überlebenswichtig ist. Es ist unprätentiös, weder philosophisch noch poetisch aufgeladen, wie man vermuten würde bei Murakami. Nein, es sind eher die kleinen, leisen Gedanken, denn für ihn bedeutet das Laufen auch ein "großes, wortloses Glück".
Wir finden das Buch äußerst lesenswert auch, weil es kein Lehrbuch und Motivationstrainer fürs Laufen ist, sondern auf sehr unterhaltsame Weise auch Durststrecken und Sinnkrisen darstellt, die wir alle sehr gut kennen.